Barnabas: Modellfall eines Mentors

Ein Persönlichkeitsprofil anhand der Apostelgeschichte

von Swen Schönheit

Der Apostel Paulus ist aus der Christenheit nicht mehr wegzudenken. Zusammen mit Petrus wird er in der christlichen Kunst auf unterschiedlichste Weise dargestellt. Wir verdanken ihm den größten Teil der Brief im Neuen Testament. Er hat die Theologie der christlichen Kirche maßgeblich geprägt und führte Menschen wie Martin Luther zu den Erkenntnissen der Reformation. Fast 160-mal taucht im Neuen Testament der Name Paulus auf. Viel seltener dagegen wird Barnabas erwähnt, ohne den wir möglicherweise nie etwas vom großen Apostel erfahren hätten.

Barnabas, der ursprünglich Joses hieß und als religiöser Jude aus Zypern stammt, bekam von den Jerusalemer Aposteln den hebräischen Beinamen „Bar-Nabba“, was man mit „Sohn der Ermutigung“ wiedergeben könnte (Apg 4,36-37). Später schließt sich Barnabas der international geprägten Gemeinde in Antiochien an und wird dort geschätzt als „ein guter Mann, voll Heiligen Geistes und Glaubens“ (Apg 11,24). Um es mit einer späteren Formulierung des Paulus zu sagen: Barnabas zählte zu den „treuen Menschen“, in die es sich zu investieren lohnt (2 Tim 2,2)! Doch Paulus war abgetaucht und wohl weder in Jerusalem noch in Antiochien „auf dem Bildschirm“ der damaligen Gemeinde.

Barnabas zeigt uns wie kaum ein anderer im Neuen Testament das Herz eines Mentors. Er wird der entscheidende Entdecker und Förderer von Paulus und ebnet ihm letztlich den Weg für seinen späteren Dienst. So zeigt sich der – weniger bekannte – Barnabas als Modellfall eines Mentors. Wie sehen ihn als

  • Brückenbauer: Barnabas führte Saulus bereits nach seiner spektakulären Bekehrung in Jerusalem ein und veranlasste die Begegnung mit den Aposteln (Apg 9,26-30).
  • Entdecker: Barnabas reiste von Antiochien aus nach Tarsus, „um Saulus zu suchen“ und integrierte ihn anschließend ins Mitarbeiterteam der Gemeinde (Apg 11,25-26).
  • Förderer: Barnabas öffnete bestimmte Verantwortungsbereiche für Saulus und gab ihm damit die Gelegenheit, in den Dienst hineinzuwachsen (Apg 11,27-30).
  • Teamplayer: Barnabas wird zusammen mit Saulus ausgesandt und zum ersten international reisenden Missionsteam zusammengestellt (Apg 13,1-4; vgl. 1 Kor 9,6).

Fast unbemerkt wechselt im Reisebericht der Apostelgeschichte irgendwann die Reihenfolge: „Paulus und Barnabas …“ (Apg 13,46; 15,2.12.35). Dieser Prototyp eines Mentors hatte die innere Größe, Paulus den Vortritt zu lassen. Er erkannte frühzeitig die Berufung auf dem Leben des ehemaligen Christenverfolgers. Er wusste um dessen Potenzial und gab ihm den Freiraum, sein eigenes Format zu finden. Wem immer die Förderung der nächsten Generation am Herzen liegt, wer immer sich in potenzielle Leiter investiert: von Barnabas, seiner Herzenshaltung und seiner Vorgehensweise können wir eine Menge lernen!

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