Evangelischer Pfarrer
1986 wurde ich in der evangelischen Kirche ordiniert, absolvierte in verschiedenen Gemeinden meinen Entsendungsdienst und übernahm 1989 eine Pfarrstelle an der Apostel-Petrus-Gemeinde (APG) im Märkischen Viertel (Bezirk Reinickendorf). In diesem größten Hochhausviertel von West-Berlin sammelten wir als Mitarbeiterteam wichtige Erfahrungen im missionarischen Gemeindeaufbau. Wir durften erleben, wie eine Gemeinde Ausstrahlungskraft entwickelt, über das Gemeindegebiet hinaus Menschen anzieht und für ein Leben mit Jesus Christus gewinnt.
In 29 Jahren Gemeindearbeit vor Ort habe ich einige wichtige Überzeugungen gewonnen:
- Die Zukunft der Kirche entscheidet sich vor Ort. Nur in der Begegnung mit lebendigen Gemeinden werden sich Menschen für Glaubensfragen interessieren – ansonsten bleibt „Kirche“ als Institution abstrakt. Gemeinde lebt nicht allein von Programmen, sondern vom persönlichen Glauben der Einzelnen.
- Gemeinde besteht nicht primär in Gebäuden, sondern in lebendigen Beziehungen. Die ehrenamtlich Engagierten sind der wahre „Kirchenschatz“. Die ehrlich Fragenden sind ein unermessliches Potenzial, das es zu entdecken gilt. Gemeinde muss vor Ort zur einladenden Gemeinde werden.
- Gesunde Gemeindeentwicklung braucht eine Gemeindeleitung, die sich von Gott leiten lässt. Gutes Management allein reicht nicht aus, Strukturfragen sind nicht alles – wir brauchen die Erfahrung, wie der Heilige Geist einer Gemeinde neues Leben einhaucht.
- Kirche hat eine unverwechselbare Botschaft: Das Evangelium von Gottes unverdienter Zuwendung. Nur in dem Maß, wie dieser Markenkern deutlich erkennbar wird, hat Kirche Zukunft. Als Institution wird sie kleiner werden – als Agentur der Liebe Gottes bleibt sie unersetzlich!