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Können wir krisenfest werden?

von Swen Schönheit

Vermutlich wird das Wort „Krise“ als das am häufigsten genannte Wort des Jahres 2020 in die Geschichte eingehen. Dass Corona auch ein Eigenname ist und wörtlich „Krone“ bedeutet, wird nun völlig durch die Angst vorm Virus überdeckt. Keine Krone, sondern eine Krise beherrschte dieses Jahr bisher! Wenn wir 2020 in die Sommerpause gehen, ist Thema Pandemie noch längst nicht abgehakt. Unser Begriff von „Normalität“ hat sich verändert. Sicherlich haben Sie sich auch Ihre persönlichen Gedanken gemacht, welche Folgen diese globale Krise für unser Leben hat. Wenn Corona ein „Weckruf an die Menschheit“ ist (so Entwicklungsminister Gerd Müller), muss auch die Frage gestellt werden: Ziehe ich irgendwelche Konsequenzen aus diesem Einschnitt, dieser Zwangspause? Eins ist klar: Corona hat uns in überraschender und erschreckender Weise vor Augen geführt, wie zerbrechlich unser Leben ist. Wie wenig selbstverständlich bestimmte Abläufe sind. Wie auch gewohnte Ansprüche plötzlich auf den Prüfstand kommen.

Man hört immer wieder den Satz, dass jede Krise auch eine Chance beinhaltet. Dass Krisen Anlass für Kurskorrekturen sind. Ob es nun Corona ist oder andere Erschütterungen in unserem Leben, die an die Grundfesten gehen: Können wir krisenfest werden? Kann eine Krise in unserem Leben so verlaufen, dass wir gestärkt aus ihr hervorgehen? Dass wir sie nicht nur abbuchen als hässliche Unterbrechung, sondern als wertvolle Lernerfahrung?

Auch Jesus hat von Erschütterungen gesprochen, die wir uns nicht ausgesucht haben und die an die Substanz gehen. Er verglich unser Leben gerne mit einem Haus. Wer ein Haus besitzt weiß: Das Dach überm Kopf und die schöne Fassade sind nicht alles. Das Entscheidende am Bauwerk ist verborgen: ein solides Fundament. So malt uns Jesus dieses Bild vor Augen:

„Ich will euch zeigen, wem ein Mensch gleicht, der zu mir kommt und meine Worte hört und danach handelt. Er gleicht einem Mann, der ein Haus baute und dabei die Erde tief aushob und das Fundament auf einen Felsen stellte. Als ein Hochwasser kam und die Flutwelle gegen jenes Haus prallte, konnte sie es nicht erschüttern, weil es gut gebaut war.“ Allerdings gilt auch das gegenteilige Beispiel: vom Menschen, „der ein Haus ohne Fundament baute“ und dann seinen Einsturz miterleben muss (Lukas 6,47-49).

Bemerkenswert finde ich an diesem Gleichnis folgendes: Jesus bezeichnet das Lebenshaus nicht deshalb als „krisenfest“, weil ein Mensch viel Lebenserfahrung hat, sich nicht unterkriegen lässt und über eine robuste Natur verfügt. Der Schlüssel heißt: „Wer meine Worte hört und danach handelt.“ Was ist damit gemeint?

Jesus stellt die Frage, worauf wir unser Leben gründen: Ist es die eigene Klugheit, unser Kapital, die Lebensleistung oder Anerkennung in der Gesellschaft? Bauen wir unser Leben letztlich auf uns selbst? Oder gibt es den größeren Bezug zu dem, der uns das Leben geschenkt hat, der uns kennt wie kein anderer, der uns unendlich liebt, weil er unser Schöpfer ist? Braucht unser Leben nicht eine „Begründung“, die größer ist als das Leben selbst? Gott zu kennen bedeutet eine enorme Entlastung: Ich bin gehalten, ich bin getragen, mein Leben liegt in seiner Hand! Jesus rät uns, unser Fundament tief zu legen. Das hat etwas mit Qualitätsbewusstsein zu tun, mit Nachhaltigkeit. „Wer den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit“ (1 Johannes 2,17).

Ich verstehe diese Zeit der globalen Krise auch als einen Weckruf von Gott. Er möchte neu unsere Aufmerksamkeit. Gott meint es gut mit uns – aber er fragt uns auch nach unseren Prioritäten. Wenn „Corona“ eine Zeit war, in der wir uns neu klargemacht haben, was im Leben wirklich zählt, lag auch etwas Gutes darin.

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